Diagnostikstrategien

Bei gehäuften (viralen) Infekten der Schleimhäute

Hinweise auf Immundefizite sind v.a. lange Rekonvaleszenzzeiten bei Infekten der oberen Atemwege (>14 Tage andauernde Infektsymptomatik). Dagegen sind bis zu 3 kurzdauernde Manifestationen pro Jahr nicht als pathologisch anzusehen. Auffällig sind dagegen mehrmalige Reaktivierungen von Herpesvirusinfektionen der Haut (außer mildem Herpes labialis), insbesondere Herpes genitalis (HSV2) und Herpes zoster. Für die Viruselimination sind insbesondere die T-Lymphozyten verantwortlich. Antikörper und Komplement spielen dabei eine untergeordnete Rolle.

Empfohlene Diagnostik: Großes Blutbild, LTT-Immunfunktion, Phagozytosetest, Mannose-bindendes Lektin, bei Auffälligkeiten im LTT-Immunfunktion zellulärer Immunstatus.

Gehäufte bakterielle Infekte

Rezidivierende bakterielle eitrige Infektionen der oberen Atemwege und Nasennebenhöhlen (sinubronchiales Syndrom), insbesondere ungewöhnlich therapieresistente Infektionen können auf einen humoralen Immundefekt hinweisen. Für die anti-bakterialle Immunabwehr sind Antikörper (IgM, IgG, IgG-Subklassen, IgA), Komplement sowie Granulozyten und Makrophagen entscheidend. Allerdings kann auch ein Mangel an Mannose-bindendem Lektin oder (selten) ein Komplementdefekt ursächlich sein. Bei nekrotisierenden Infektionen muss eine Granulozytopenie, bei granulomatösen Entzündungen (selten) eine Granulozytenfunktionsstörung ausgeschlossen werden.

Empfohlene Diagnostik: Großes Blutbild, IgG, IgA, IgM, ggf. IgG-Subklassen, Komplement CH 50- Test, Mannose-bindendes Lektin, Phagozytenfunktionstest

Rezidivierende Candidainfektionen

Die chronische mukokutane Candidiasis ist ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen, denen gemeinsam ist, dass die Patienten an wiederkehrenden oder persistierenden Infektionen von Haut, Nägeln und Schleimhäuten durch Candida leiden. Zugrunde liegt den Pilzinfektionen eine Unfähigkeit des Immunsystems der Patienten, die Candidainfektionen effektiv zu bekämpfen. Für die Candida-Immunabwehr sind Granulozyten, Immunglobuline (v.a. IgA-, aber auch IgG- Antikörper), das Mannose-bindende Lektin sowie Candida-spezifischen T-Zellen als Quelle inflammatorischer Zytokine entscheidend.

Empfohlene Diagnostik: Großes Blutbild, IgG, IgA, IgM, Mannose-bindendes Lektin, LTT-Candida albicans (zeigt bei mukocutaner Candidiasis keine Reaktion der T- Zellen auf Candidin), Phagozytosetest.

Sekundäre Immundefekte bei Tumorerkrankungen

Das Immunsystem des Tumorpatienten unterliegt einer doppelten Belastung, einerseits durch die Erkrankung, andererseits aber auch durch die notwendige Therapie. CD4-Helfer- und zytotoxische CD8-Lymphozyten sowie NK-Zellen sind an der Tumorüberwachung beteiligt. Eine quantitative Analyse mit dem zellulären Immunstatus ist insbesondere nach eingreifenden chirurgischen- Strahlen- oder Chemotherapien indiziert. Die Untersuchung der Immunkompetenz und die Kontrolle immunmodulierender Therapiemassnahmen erfolgt mit dem Lymphozytentransformationstest (LTT) auf Antigene und Mitogene bzw. dem NK-Zellzytotoxizitätstest. Die Untersuchung der TH1/TH2-Balance gibt über den Regulationszustand des Immunsystems Auskunft. Dagegen sind Antikörper- oder Komplementbestimmungen nicht erforderlich.

Empfohlene Diagnostik: TH1/TH2-Balance, zellulärer Immunstatus, LTT-Immunfunktion, NK-Zell-Funktionstest

Eine ausführliche Information zum Thema "Labordiagnostik bei Tumorerkrankungen" finden Sie hier.

Weitere Spezialuntersuchungen:
Verschiedene spezielle Tests können in Absprache mit dem Institut für Medizinische Diagnostik angeboten werden, u.a. Zytokinprofile, spezifische Antikörper (Tetanus, Strepto- und Staphylokokken, Pneumokokken), Respiratory Burst-Test, Oberflächenmarker und Adhäsionsproteine auf Leukozyten (FACS), funktionelle Komplementtests (CH50, AP50), QuantiFERON-Tb und C1-Inhibitor Antigen + Funktion. Bitte kontaktieren Sie uns im Vorfeld solcher Analysen.