Nachweis bioaktiver Vitamin B-Spiegel mit einem mikrobiologischen Bioassay (ID-Vit®)
Die B-Vitamine gehören zur Gruppe der wasserlöslichen Vitamine. Der Vitaminbedarf des Menschen steht aufgrund der zentralen Stellung der B-Vitamine im Energiestoffwechsel in einer bestimmten Relation zum Energieumsatz. Vor allem bei chronischen Entzündungserkrankungen ist der Bedarf erhöht. Zudem können eine verminderte Resorptionsfähigkeit oder schlechte Speichermöglichkeiten der wasserlöslichen Vitamine Mangelerscheinungen verursachen.
Eine neuartige biologische Bestimmungsmethode ID-Vit® liefert den Spiegel an wirksamen B-Vitaminen
Die Standardmethode für den Nachweis von B-Vitaminen ist die Mengenbestimmung mittels HPLC. Dabei wird die Substanzmenge der B-Vitamine bestimmt. Dieses kann im Serum, EDTA-Plasma oder auch intrazellulär erfolgen (im Blutkuchen nach Abtrennung flüssiger Blutbestandteile). Dieses Verfahren differenziert jedoch nicht zwischen aktiven und inaktiven Vitaminmetaboliten. Zum Beispiel stellt Vitamin B6 einen Mix aus 6 interkonvertiblen Substanzen dar, namentlich Pyridoxal (PL), 1-Pyridoxin (PN), Pyridoxamin (PM), Pyridoxal-5-phosphat (PLP), 1-Pyridoxin-5-Phos-phat (PNP) und Pyridoxamin-5-Phosphat (PMP) sowie das Endprodukt des Vitamin-B-Metabolismus 4-Pyridoxalsäure. Allgemein anerkannt ist, dass PLP der wirksamste Bestandteil ist, wobei für den Vitamineffekt auch die Verhältnisse der einzelnen Metabolite entscheidend sind.
Wie funktioniert die Bestimmung der bioaktiven Vitamine?
Die Blutproben werden beim ID-Vit® enzymatisch vorbehandelt und verdünnt in eine Mikrotiterplatte gegeben, die mit vitaminsensitiven Lactobacillus fermentum, Lactobacillus rhamnosus bzw. Saccharomyces cerevisiae beschichtet sind. Das für jedes Vitamin individuell zusammengesetzte Medium enthält alle für ein Bakterienwachstum notwendigen Bestandteile mit Ausnahme des jeweils zu messenden Vitamins. Nach Zugabe des Patientenblutes wächst der Keim solange bis das Vitamin aufgebraucht ist. Das Wachstum der Bakterien wird nach 72h als Trübung im ELISA-Reader gemessen und mit einer Standard-Konzentrationsreihe verglichen. Die Menge an bioaktivem Vitamin ist dabei direkt proportional zum Bakterienwachstum.
Wo liegen die ID-Vit®-Werte im Vergleich zur konventionellen Analyse?
In Vorstudien wurde gezeigt, dass die Ergebnisse zwischen dem ID-Vit®-Assay und der HPLC-Methode für die Vitamine B1 und B6 gut korrelieren. Beim Vitamin B2 war keine Korrelation erkennbar, was möglicherweise daran liegt, dass hier ausschließlich die Metabolite Flavinmononucleotid und Flavinadenindinucleotid wirksam sind. Allerdings zeigten sich bei allen drei Vitaminen, insbesondere im Grenzbereich der Normwerte, Abweichungen, was durch den unterschiedlichen Gehalt an aktiven und inaktiven Bestandteilen erklärbar ist. Zudem konnten in eigenen Untersuchungen in ca. 10% der Fälle funktionelle Mangelzustände aufgedeckt werden, die bei der herkömmlichen Substanzanalyse nicht erkennbar waren. Dieses betraf gleichermaßen die Blutspiegel wie auch die intrazellulär erhobenen Werte.
Vorteile der Bestimmung der bioaktiven B-Vitamine
Der Test erfasst die tatsächlich in vivo wirksamen Vitamin B-Metabolite. Insofern ist die Bioaktivität im Vergleich zur Spiegelbestimmung dann aussagekräftiger, wenn die Indikation für eine Substitutionstherapie gestellt oder wenn der Therapieerfolg kontrolliert werden soll. Zur Erfassung des Versorgungsstatus empfiehlt es sich den ID-Vit®-Test einzusetzen, wenn die Plasma-, Serum oder intrazellulären Spiegel im Graubereich liegen. Die Anwendbarkeit und Aussagekraft der ID-Vit®-Tests für andere Vitamine wird derzeit geprüft.
Vitamin B1 (Thiamin) Vitamin B2 (Riboflavin) Vitamin B6 (Pyridoxal, Pyridoxin, Pyridoxamin) |
Material und Präanalytik
Vitamin B1: 1 EDTA-Röhrchen (unzentrifugiert)
Vitamin B2 und Vitamin B6: 1 Vollblut-Röhrchen (unzentrifugiertes Serum)
Das Probenmaterial muss innerhalb von 24h im Labor eintreffen. Bitte nutzen Sie unseren bundesweiten kosten- freien Kurierdienst Tel.: +49 (0)30 770 01 450.
Abrechnung
Die B-Vitamine mit dem ID-Vit®-Test werden kostenidentisch zur Blutspiegelbestimmung abgerechnet.
Private Kassen übernehmen bei gegebener Indikation die Kosten von 38,20 € je Vitamin. Die Kosten für Selbstzahler betragen je Vitamin 33,22 € (1,0fach GOÄ).
Eine Anforderung auf EBM-Überweisungsschein ist für diese Untersuchung nicht möglich.
Literatur
- Loitsch SM, Reuter KC, Oremek GM, Wetzstein R, Stangl K, Armbruster FP, Dschietzig TB, Stein J. Comparison of a new microbiological assay with a standard high-performance liquid chromatographic method for determination of vitamin B6 in serum. Clin Lab. 2014; 60:1035-41.