■ Thiolstatus – eine wichtige Ergänzung zur Chelattherapie
■ Fettsäuren der Erythrozytenmembran und Membranfluidität
■ Cäsium- und Strontiumbelastung von Nüssen
■ American Heart Association positioniert sich zur Bedeutung von Metallbelastung
■ Autoantikörper korrelieren mit kognitiver Beeinträchtigung bei CFS
NEUES AUS DEM LABOR
Kongress zu Autoimmunität und Allergie am 23./24.02.2024 in Berlin – jetzt anmelden
Gilt die Hygienehypothese auch für Autoimmunerkrankungen? Kann Urtikaria nicht nur allergisch, sondern auch autoimmun bedingt sein? Welche Bedeutung haben Mastzellen und das Mikrobiom für Autoimmunität, und haben Allergien und Autoimmunerkrankungen dieselben Umwelt-Triggerfaktoren? Der zweite IMD-Kongress befasst sich mit den Gemeinsamkeiten von Allergien und Autoimmunerkrankungen und bietet viel Raum für fachlichen Austausch, nicht nur in den Diskussionsrunden nach den Vorträgen, sondern auch in Workshops in kleineren Gruppen. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme! Programm und Anmeldung: hier zum Link
EGFM-Kompaktseminar 10.-17.11.2023: Ausbildung in Funktioneller Medizin
Die Europäische Gesellschaft für Funktionelle Medizin e. V. (EGFM) bietet diesen Herbst ihre Ausbildung im Rahmen eines Wochenkurses in Stromberg bei Bingen an (Link zum Flyer). Vermittelt werden die Diagnostik- und Therapieansätze der Funktionellen Medizin mit direktem Bezug zur klinischen Anwendung in der Praxis. Neben den Vorträgen liegt ein Fokus auf Diskussionsrunden und Austausch unter Teilnehmern und Referenten. Weitere Informationen über Funktionelle Medizin und die europäische Fachgesellschaft finden Sie auf der Webseite www.egfm.eu
Neu im Newsletter: Jeden Monat ein Update zu einem Laborparameter
Forschungsergebnisse sind nicht nur die Grundlage für neue Labormarker, sondern präzisieren auch die Aussagekraft der fest etablierten Parameter. Wir geben dieses Wissen an Sie weiter und fassen in der neuen Newsletter-Rubrik „Laborparameter neu erklärt“ jeden Monat das aktuelle Wissen zu einem ausgewählten Parameter zusammen – heute zum Thiolstatus.
LABORPARAMETER – NEU ERKLÄRT
Thiolstatus – eine wichtige Ergänzung zur Chelattherapie
Dieser einfache Test erfasst die Gesamtheit der freien Schadstoff-bindenden Sulfhydrylgruppe (SH- bzw. Thiolgruppen) im flüssigen Anteil des Blutes. Er widerspiegelt somit die Summe aller im Serum vorhandenen Proteine, Aminosäuren und Enzyme, welche die für die Entgiftung wichtigen SH-Gruppen enthalten (u.a. Glutathion, Albumine, Coenzym A und die Aminosäuren Cystein, Homocystein und Acetylcystein). Je höher der Gehalt an freien SH-Gruppen, desto besser funktioniert das reduzierende (antioxidative) System, welches für die Radikal- und Schadstoffentgiftung, insbesondere auch die Bindung und Entgiftung von toxischen Metallen, essentiell ist. Der Thiolstatus ist kein Ersatz für das intrazellulär in Leukozyten gemessene Glutathion, sondern er ergänzt dessen Aussage, da er die oft unterschätzte antioxidative und Metall-bindende Kapazität der nicht-zellulären Kompartimente erfasst (v.a. Serum, Lymphe, Gewebsflüssigkeit). Insbesondere bei Metallexposition ist die Normalisierung des Thiolstatus eine essentielle Maßnahme, weil toxische Metalle, die im Serum bereits gebunden werden, die Zellen gar nicht erst erreichen.
DIE FRAGE AUS DER PRAXIS
Was bedeutet „Membranfluidität“ und welchen Einfluss haben die Fettsäuren der Erythrozytenmembran?
Zellmembranen sind keine starren, undurchlässigen Hüllen, sondern funktionelle Einheiten, die Austausch und Kommunikation zwischen dem Zellinnerem und dem Extrazellularraum regulieren. Wichtige Voraussetzung für diese Regulationsfähigkeit ist ihre adäquate „Fluidität“, d.h. die Flexibilität der Membran und die Beweglichkeit ihrer Komponenten. Die Fettsäurezusammensetzung der Membran hat einen wesentlichen Einfluss auf ihre Fluidität: Sie wird durch einen hohen Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren gesteigert und durch einen niedrigen Anteil gesenkt. Wichtig ist zu beachten, dass sowohl eine stark herabgesetzte als auch eine gesteigerte Fluidität die Funktion der Zellmembranen beeinträchtigt, mit meist unspezifischen Auswirkungen auf nahezu alle Organe und physiologischen Funktionseinheiten, wie z.B. neurologische Funktionen, Integrität von Epithelien und die Regulationsfähigkeit des Immunsystems. Ein adäquater Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren, also sowohl Omega 3- als auch Omega 6-Fettsäuren, in den Zellmembranen ist somit von grundlegender Bedeutung für viele Stoffwechselwege. Er wird daher auf dem Laborbefund extra ausgewiesen (siehe Abbildung).
WISSENSCHAFT AM IMD
Nüsse als Expositionsquelle von Cäsium und Strontium
Bei der Metallanalytik von Blut und Urin geraten immer wieder systemische Belastungen mit Cäsium und Strontium in den Blick. Auch wenn es sich um nicht-radioaktive Isotope handelt, stellt sich die Frage nach den Expositionsquellen. Ausgehend von der bekannten Anreicherung von Strontium in Paranüssen haben wir daher den Strontium- und Cäsiumgehalt verschiedener Nussorten untersucht und verglichen. Dabei traten deutliche Unterschiede zu Tage (siehe Grafik), was den Verdacht bestätigt, dass Nüsse potentielle Expositionsquellen darstellen. Bei der Interpretation der Werte ist allerdings zu beachten, dass wir aktuell nicht unterscheiden können, ob die erhobenen Werte eher charakteristisch für die Nusssorte oder für die Anbauregion sind.
FÜR SIE GELESEN
American Heart Association (AHA) positioniert sich zur Bedeutung von Metallbelastung als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Die klassischen labormedizinisch fassbaren Risikofaktoren von Herz-Kreislauf-Erkrankungen umfassen vor allem eine detaillierte Analyse des Lipidstatus, des Glukosestoffwechsels und der Insulinresistenz. Untersuchungen der Metallbelastung gehören bisher nicht dazu. In einer aktuellen Stellungnahme jedoch fordert die Amerikanische Gesellschaft für Kardiologie (American Heart Association AHA) ein Umdenken (Lamas et al., J Am Heart Ass. 2023; 12: e029852). Anhand wissenschaftlicher Studien argumentieren die Autoren der Fachgesellschaft, dass Metallbelastungen in erheblichem Maße zum Herz-Kreislauf-Erkrankungsrisiko beitragen. Toxische Metalle wie Arsen, Blei und Cadmium beeinträchtigen wichtige intrazelluläre Reaktionen und Funktionen, was zu oxidativem Stress und chronischen Entzündungen an venösen und besonders an arteriellen Gefäßen führt. Das sind wichtige ätiologische Faktoren, die die endotheliale Funktion, die Blutdruckregulation, den Fettstoffwechsel und die Erregungs- und Kontraktionsfunktion des Herzmuskels negativ beeinflussen. Die Datenlage belegt einen Zusammenhang von Blei, Cadmium und Arsen mit der peripheren arterielle Verschlusskrankheit, der koronaren Herzerkrankung und Schlaganfällen, linksventrikuläre Hypertrophie und Herzinsuffizienz. Darüber hinaus zeigen epidemiologische Studien, dass die Exposition gegenüber Blei, Cadmium oder Arsen mit kardiovaskulären Todesfällen unabhängig assoziiert ist. Schwermetallanalysen sollten daher Bestandteil der Risikoanalyse bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein. Wir empfehlen, die zirkulierenden Metallbelastung im EDTA- oder Li-Heparin-Vollblut zu untersuchen (siehe Anforderungsschein Spezielle Immundiagnostik, Mitte Seite 2).
Autoantikörper korrelieren mit kognitiver Beeinträchtigung bei postinfektiösem Chronischem Erschöpfungssyndrom (CFS)
Das Chronische Erschöpfungssyndrom (CFS) ist eine erworbene komplexe Erkrankung, bei der die Patienten unter den Kardinalsymptomen Müdigkeit, postexertionales Unwohlsein, kognitiver Beeinträchtigung, Schmerzen und autonomer Dysfunktion leiden. Auslöser ist in vielen Fällen eine virale Infektion (z.B. EBV, SARS-CoV-2). Wissenschaftliche Arbeiten aus der Zeit vor der Corona-Pandemie ergaben Hinweise darauf, dass regulatorische Autoantikörper (AAk) im Krankheitsgeschehen eine Rolle spielen könnten (AAk gegen beta-adrenerge und muskarinische Acetylcholinrezeptoren, AdR und MAChR). Die hier vorgestellte Studie untersuchte in einer Berliner Kohorte von CFS-Patienten (n=116), ob die Symptomschwere mit den Konzentrationen verschiedener regulatorischer Autoantikörper korreliert, die mit CFS bzw. Post-COVID in Zusammenhang gebracht werden: AAk gegen AdR, MAChR, Endothelin-1 Typ A und B (ETA/B) und Angiotensin II Typ 1 (AT1)-Rezeptor (Freitag et al., J Clin Med. 2021; 10: 3675). Tatsächlich zeigte sich bei Patienten mit infektionsbedingtem CFS eine signifikante Korrelation zwischen den meisten Autoantikörper und den Symptomen Müdigkeit und Muskelschmerzen. Bemerkenswert und erstmals so gezeigt war, dass der Schweregrad der kognitiven Beeinträchtigung signifikant mit AT1-R- und ETA-R-AAk korrelierte. Der Schweregrad der gastrointestinalen Symptome korrelierte hingegen mit alpha1/2-AdR-AAk. Patienten mit nicht-infektionsbedingtem CSF zeigten keine klare Korrelation dieser AAk mit ihrer klinischen Symptomatik. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass regulatorische AAk bei CFS bzw. Post-COVID keine Epiphänomene darstellen, sondern eine spezifische Bedeutung im Krankheitsverlauf haben könnten, auch wenn die zugrunde liegenden Mechanismen noch nicht verstanden sind. Eine Bestimmung der CFS- und Post-COVID-assoziierten AAk ist im Serum möglich (siehe Anforderungsschein Post-COVID, Seite 2).
FORTBILDUNGEN
Online-Seminare |
11.10.2023 19 - 21 Uhr | Diagnostik und Behandlung von Mikronährstoffmängeln – Sinnvolle Kombinationstherapien mit Vitaminen, Mineralstoffen, Aminosäuren und Fettsäuren bei chronisch entzündlichen Erkrankungen Programm und Anmeldung | Dr. rer. nat. Cornelia Doebis Andrea Thiem |
29.11.2023 19 - 21 Uhr | Welche Rolle spielen Darm und Mikrobiom bei Autoimmunerkrankungen? – Konsequenzen für die Praxis Programm und Anmeldung | Dr. rer. nat. Brit Kieselbach Dr. rer. nat. Christiane Kupsch |
Präsenz-Fortbildungen |
23.-24.09.2023 in Kassel | 3. EGFM-JAHRESKONGRESS 2023 Programm und Anmeldung | Europäische Gesellschaft Funktionelle Medizin e. V. |
12.-15.10.2023 in Zell am Ziller, Österreich | EGFM Vertiefungsseminar „Genetik“ Programm und Anmeldung | Europäische Gesellschaft Funktionelle Medizin e. V. |
13.-15.10.2023 in Bad Wörishofen | AGeP Jahressymposium 2023 Programm und Anmeldung | Akademie für Gesundheitsförderung und Prävention e. V. |
21.10.2023 in Potsdam | Anwendertreffen für „Angewandte Immunologie“ Programm und Anmeldung | Medizin 3.0. Dr. rer. nat. Marco Schmidt |
10.-11.11.2023 in Hannover | 21. Umweltmedizinische Jahrestagung 2023 Programm und Anmeldung | Europäische Akademie für klinische Umweltmedizin e. V. Deutscher Berufsverband Klinischer Umweltmediziner e. V. |
23.-24.02.2024 in Berlin | Save-the-Date! IMD-Kongress Programm und Anmeldung folgt in Kürze | IMD Berlin MVZ |
Kurse und Curricula |
Ausbildung zum Therapeuten für Funktionelle Medizin Termine und Anmeldung | Europäische Gesellschaft Funktionelle Medizin e. V. |
Ausbildung zum Orthomolekular-Therapeuten Termine und Anmeldung | Forum Orthomolekulare Medizin in Prävention und Therapie e.V. |
DEGUZ Kompakt-Curriculum Umwelt-ZahnMedizin Termin und Anmeldung | Deutsche Gesellschaft für Umwelt-ZahnMedizin e. V. |
Kairos-Inspirationstage: Erfüllung und Selbstbestimmung im Heilberuf Termine und Anmeldung | Kairos – Institution für medizinische und persönliche Transformation |
Medizinische Fortbildung für Heilberufe 2023 Termine und Anmeldung | Praxis Dr. med. Astrid Kohl |
Multisystemerkrankungen Termine und Anmeldung | Medizin 3.0. Dr. rer. nat. Marco Schmidt |
Weiterbildung der Ärztegesellschaft für Klinische Metalltoxikologie (KMT) „KMT-Curriculum“ Programm und Anmeldung | Ärztegesellschaft für Klinische Metalltoxikologie e.V. |
Informationen zu Programm und Referenten sowie zur Anmeldung für diese und weitere Fortbildungsveranstaltungen finden Sie unter: Fortbildungen
REDAKTION UND INHALTLICHE BETREUUNG
Dr. med. Volker von Baehr (V.vonBaehr@IMD-Berlin.de)
Dr. rer. nat. Cornelia Doebis (Biomarker & Durchflusszytometrie - C.Doebis@IMD-Berlin.de)
Prof. Dr. med. Oliver Frey (Immundefektdiagnostik & Immunphänotypisierung - O.Frey@IMD-Berlin.de)
Prof. Dr. med. Berthold Hocher (Endokrinologie - B.Hocher@IMD-Berlin.de)
Dr. rer. nat. Katrin Huesker (Spurenelemente & Metalle - K.Huesker@IMD-Berlin.de)
Dr. rer. nat. Brit Kieselbach (Autoimmunologie - B.Kieselbach@IMD-Berlin.de)
Dr. rer. nat. Anna Klaus (Allergie - A.Klaus@IMD-Berlin.de)
Dr. rer. nat. Christiane Kupsch (Mikrobiomanalytik - C.Kupsch@IMD-Berlin.de)
Dr. rer. nat. Anne Schönbrunn (Funktionelle Immundiagnostik - A.Schoenbrunn@IMDBerlin.de)
Dr. rer. nat. Sabine Schütt (Immungenetik - S.Schuett@IMD-Berlin.de)
Andrea Thiem, Praktische Ärztin (Mikrobiom & Orthomolekulare Medizin - A.Thiem@IMDBerlin.de)